
Nana Meyer Content-Texterin und Drehbuchautorin
Ich bin mit Geschichten groß geworden. Mit Geschichten, die meine Eltern und Schwester sich ausgedacht oder vorgelesen haben. Mit Geschichten von Lindgren, Preußler und Kruse bis hin zu Andersen und den Gebrüdern Grimm. Dann habe ich selbst zu Büchern gegriffen und alles verschlungen, was mir in die Finger kam. Tolstoi, Camus und Hesse, aber auch Dickens, Tolkien und viele weitere großartige Autoren. Sie alle haben mich und meine Arbeit geprägt.
Mein beruflicher Werdegang fing aber nicht als Autorin an. Ich habe Schauspiel und Choreografie erlernt, in einer Tanzschule Musical unterrichtet und als Choreografin diverse Aufführungen inszeniert. Mit der Zeit wurden meine Choreografien zu Geschichten. Geschichten durch Tanz erzählt. Aber das reichte bald nicht mehr aus um zu erzählen, was mir vorschwebte. Ich suchte nach einer komplexeren Form der Inszenierung und fand sie in einer völlig neuen Kombination von Schauspiel, Choreografie, original komponierter Musik und Film. Nach zwei Jahren Arbeit feierte mein Tanzfilmschauspiel „Re-TELE-ty“, mit einem Chorus und Solisten von 40 Tänzern, seine Premiere im Hamburger Doks. Die Dreharbeiten für dieses große „Spektakel“ weckten meine Begeisterung für das Medium Film, das mich nicht mehr losließ. So begann ich parallel zu meiner choreografischen Arbeit eine Ausbildung zur Cutterin für Kino – und Fernsehfilme. https://www.imdb.com/
Schnitt ist audiovisuelle Dramaturgie, also auch eine Art des Erzählens. Ich hatte das Glück mit wunderbaren Regisseuren und Produzenten arbeiten zu dürfen. Über die intensive Zusammenarbeit und den inhaltlichen Austausch fand ich schlussendlich zum Schreiben und meiner Freude, Geschichten zu entwickeln. So kam es zu einem Auftrag für mein erstes Drehbuch.
Geschichten erzählen ist eine der ältesten Kulturformen der Menschheit, die heute noch im Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten zu finden ist. Für Kinder ist das enorm wichtig. Es schult das Gedächtnis, es vermittelt soziale Kompetenz und es fördert den Umgang mit Sprache. Kindern, denen vorgelesen wird, beginnen oft auch selbst Geschichten zu schreiben. Warum es bei mir ausgerechnet ein Schwarzes Schaf war, über das ich erzählen wollte, weiß ich nicht mehr.
Heute würde ich die Geschichte vom „Scharf“ natürlich anders erzählen. Es hätte einen Namen, eine Familie und Freunde und es würde höchstwahrscheinlich ein dickes Abenteuer erleben. Es hätte pfiffige Ideen, seine Wolle selbst zu vermarkten und es würde sein „deftiges Fleisch“ ganz bestimmt nicht zu Suppe machen lassen.
Dieser etwas makabre Einfall hat mich damals offensichtlich nicht beunruhigt. Heute zeigt es mir, dass auch Kinder instinktiv finden, dass zu einer guten Geschichte nicht nur Fantasie, sondern ein Teil Realität gehört.
Selbst in Märchen und Sagen sowie in Fabeln, findet sich immer ein Fünkchen Wahrheit. Auch wenn Autoren nicht alle „Wahrheiten“ erlebt haben, über die sie schreiben, so kann man sich ein Beispiel an Karl May nehmen. Er war nie im Wilden Westen und hat doch Millionen von Lesern glauben lassen, dass er all seine wilden Abenteuer tatsächlich wie ein Augenzeuge erlebte. Und genau das sollte ein guter Autor schaffen.
Ob nun für komplexe Geschichten, diverse Kurzformate oder für Film und Fernsehen: Es gilt den Leser, den Zuschauer, den Kunden zu erreichen. Ihn für Momente in eine andere Welt zu entführen, so wie Bastian Balthasar Bux in „Die unendliche Geschichte“.